Frauen-Kultur-Archiv

Rheinischer Kulturjournalismus

Deutsche Frauenpartei

Die im März 1951 gegründete "Deutsche Frauenpartei" trat in diesen Tagen in einem Düsseldorfer Presseempfang an die Öffentlichkeit. In ihren einführenden Worten betonte die Vorsitzende, Hulda Pankok, dass die Partei nicht aus einer Gegnerschaft zu den Männern entstanden sei. Die Frauen hätten nur die Gefahren der einseitigen Männerpolitik in unserer Zeit erkannt und sich verpflichtet gefühlt, das männliche Denken und Handeln mit den aus weiblicher Schau kommenden Gedanken und Taten zu ergänzen. Die Frauen hoffen, durch ihren freundlichen Einfluss die Politik wieder zu vermenschlichen, den Geist der Toleranz, der freundlichen Beziehungen dort wirksam zu machen, wo die Meinungen aufeinanderprallen, nämlich im Parlament.

Die Frauenorganisationen, die bis jetzt gebildet wurden, konnten sich durch die geringe Vertretung im Parlament mit ihren Wünschen kaum durchsetzen, außerdem waren die weiblichen Abgeordneten von ihrer Partei abhängig. Die bestehenden Parteien haben bis jetzt 39 weibliche Abgeordnete bei 379 männlichen Abgeordneten zugelassen. Da über die Hälfte der Wähler weiblich ist, schien es den Frauen kein unbilliges Verlangen, durch eine eigene Partei das Parlament in einem maßvolleren Verhältnis mit Frauen, besonders mit erfahrenen Müttern zu besetzen. Die Frauen erstreben durch ihre Partei den inner- und außenpolitischen Frieden. Sie sind der Meinung, dass die Politik, welcher der weibliche Einfluss fehlt, leichter Gefahr läuft, sich in Theorien zu verlieren und in starre Systeme. Da aber kein System unfehlbar sein kann, kann man die Politik dann schließlich doch nur mit Gewalt oder mit einem geistigen Terror aufrecht erhalten. Wenigstens für eine gewisse Zeit. Die Frauen erhoffen nun, dass sie die doktrinären Männer zu den sachlichen und einfachen Notwendigkeiten zurückführen, ohne dass sie dabei die Werte, Fähigkeiten und Erfolge der politischen Männer verkennen.

Ziel der Frauenpartei ist die direkte Mitarbeit an allen Tagesfragen in den Parlamenten. Zur Erreichung dieses Ziels sollen Frauenpersönlichkeiten aus allen Volksschichten und Berufen, die ihre Fähigkeit zur politischen Mitarbeit bewiesen haben, zur Wahl gestellt werden. Die Frauen Partei steht auf demokratischer Grundlage und erstrebt einen gerechten sozialen Ausgleich. Sie erstrebt nicht die Macht im Staat, sondern sie will an erster Stelle an der innenpolitischen Befriedung unseres Landes ausgleichend mithelfen. Die Frauen Partei lehnt die übliche Partei-Disziplin und den Fraktionszwang ab. Sie ist an keine Weltanschauung gebunden und verpflichtet auch zu keiner weltanschaulichen Festlegung, sondern nur zu fraulich-mütterlicher Verhaltungsweise bei allen Entscheidungen. Oberstes Gesetz ist gegen niemand zu sein und weder durch Wort noch Tat Unfrieden und Hass gegen Einzelpersonen oder Gruppen von Menschen zu verbreiten. Stellungnahmen zu Geschehnissen dürfen nur in unantastbarer sachlicher Form vorgebracht werden. Das Misstrauen, das heute unser öffentliches Leben vergiftet, will die Frauenpartei überwinden durch eine offene und klare Politik. Die Vertreterinnen der Frauenpartei sind darum nur ihrem Gewissen und den Wählern gegenüber verantwortlich.

Die Frauen Partei setzt sich für die Verwirklichung eines wahren Friedens durch Abrüstung, Gleichberechtigung und Freiheit aller Völker ein. Sie setzt sich für die soziale Sicherheit jedes Menschen ein.

  1. Durch Arbeit und Verdienstmöglichkeit jedes Arbeitsfähigen.
  2. Durch staatsbürgerliche Versorgung jedes Hilfsbedürftigen.

Die Frauenpartei fordert persönliche Freiheit jedes Menschen durch Gesetze, die jeden Missbrauch persönlicher und staatlicher Macht zur Unterdrückung eines Menschen durch andere Menschen unmöglich macht. Vorschläge werden durch die Partei ausgearbeitet, welche Massnahmen zur Verwirklichung dieser Forderungen im bügerl. Recht, im Arbeits-, Wohn-, Schul-, Straf-, und Wirtschaftsrecht durchzuführen sind, um den Schutz zu gewährleisten.

Kommissionen sollen gebildet werden, die bei Wirtschaftsplänen mitarbeiten. Der größte Teil des Volksvermögens geht durch die Hände der Frauen, die als Betreuerinnen der Familie und des Haushalts doch die zahlreichsten Konsumentinnen sind. Ihre praktischen Erfahrungen sollen bei der Lösung von wirtschaftlichen und Ernährungsproblemen nicht mehr unberücksichtigt bleiben. Die Frauen, die mit den Wirtschaftskrisen in unmittelbarer Beziehung stehen und sie täglich im kleinen meistern müssen, könnten nach Meinung der Frauenpartei auch auf die Finanzpolitik im besten Sinne einwirken. Die Beratung der einzelnen Ressorts durch Frauen soll die Hauptaufgabe der Frauen Partei sein.

Die Partei-Organisation besteht aus dem Bundesvorstand und den einzelnen Ortgruppenvorständen, die in steter Fühlung mit ihren Mitgliedern und interessierten Frauen alle gestellten Aufgaben durchsprechen. In den einzelnen Orten werden öffentliche Sprechstunden abgehalten und Informationsabende eingerichtet. Größere Vorträge werben für die "Deutsche Frauenpartei."

Quelle: Undatiertes Typoskript, Pankok-Archiv, Haus Esselt